Die Staupe ist eine Viruserkrankung, die seit Jahrhunderten bei Haushunden bekannt ist.
Die Krankheit wird durch das Canine Staupevirus (CDV, Canine Distemper Virus) ausgelöst. Im französischen ist sie nach ihrem Entdecker Henri Carré als maladie de Carré bekannt, im englischen als Canine Distemper.
Bei der Staupe handelt es sich um eine hoch ansteckende Infektionskrankheit bei Hunden und anderen terrestrischen Carnivoren wie Fuchs, Wolf, Dingo, Kojote, Schakal, Frettchen, Nerz, Wiesel, Waschbär und Seehund. Hauskatzen lassen sich zwar mit dem Virus infizieren, zeigen jedoch keine Symptome. Für den Menschen stellt die Staupe keine Gefahr dar.
Infizieren können sich Tiere jeden Alters oral oder aerogen über Speichel, Nasen-, Augensekret, Kot und Urin infizierter Tiere, je- doch sind vorwiegend junge Hunde zwischen drei und sechs Monaten, ungeimpfte oder immunsupprimierte Tiere betroffen. Empfängliche Tiere können sich somit direkt durch gegenseiti- ges Belecken oder Tröpfcheninfektion anstecken. Die indirekte Erregerübertragung durch Hände, Kleidung, Schuhe, Futternäpfe usw. kann vorkommen ist jedoch von geringerer Bedeutung. Eine intrauterine Infektion der Welpen ist ebenfalls möglich.
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwischen drei und sieben Tagen nachdem das Virus über die Maul- oder Nasenschleimhaut aufgenommen wurde.
Die ersten Anzeichen der Staupe beim Hund sind allgemein: Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit, hohes Fieber, Nasen- und Augenausfluss.
Ohne Impfschutz entwickelt der Hund respiratorische (eitriger Augen- und Nasenausfluss, Husten, Niesen, Bronchitis, Broncho- pneumonie und Atemnot) oder intestinale Störungen (Durchfall, Erbrechen, Dehydratation) unterschiedlicher Ausprägung. Häufig folgen darauf ZNS-Störungen (nervöse Staupe) mit tonisch-kloni- sche Krämpfen, Bewusstseinsstörungen, gesteigerte Aggressivität und rhythmische Muskelkrämpfe sowie Bewegungsstörungen und Nervenlähmungen. Auch Sehnervschädigungen, Bindehautentzündungen und Veränderungen der Netzhaut kom- men vor.
Bei der Hautform treten infolge Sekundärinfektionen an den Innenflächen der Schenkel und auf der Ohrinnenfläche Bläschen und Pusteln zusammen mit einer starken Hautrötung auf. Infizieren sich juvenile Tiere während des Zahnens, kommt es zu Zahnschmelzdefekten („Staupegebiss“)
Kann der Körper innerhalb der ersten neun Tage ausrei- chend Antikörper bilden, bilden sich im Allgemeinen keine Krankheitssymptome aus. Unterbleibt die Bildung von Antikörpern, befällt der Erreger neben dem Verdauungs- und dem Nervensystem auch den Atmungsapparat und den Urogenitaltrakt. Da ab diesem Zeitpunkt alle Sekrete und Exkrete des Tieres Virusmaterial ent- halten, kann sich die Krankheit in der Population weiterverbreiten.
Bleibt es bei der respiratorischen und/oder der intestinalen Form, nimmt die Krankheit einen vergleichsweise milden Verlauf und hat nach zwei bis vier Wochen häufig eine Erholung zur Folge. Wird jedoch das Nervensystem betroffen, ist die Prognose wesentlich ungünstiger und endet häufig mit dem Tod des Tieres.
Mit schweren Verlaufsformen verbunden sind Hyperkeratosen im Bereich der Ballen und des Nasenspiegels, die sogenannte Hard pad disease. Sie ist als prognostisch ungünstiges Zeichen zu werten.
Als Spätfolge einer Staupeinfektion kann es bei älteren Hunden selten zu einer chronisch fortschreitenden Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) kommen; man spricht dabei von Old Dog Encephalitis (ODE). In solchen Hunden kann das Staupevirus aus nicht näher erforschten Gründen dauerhaft im Hirn verbleiben und verur- sacht sich progressiv verschlimmernde neurologische Symptome. Viren werden dabei keine ausgeschieden, so dass solche Hunde für Artgenossen nicht ansteckend sind.
Am schwersten und oft tödlich verläuft die Staupe bei ungeimpf- ten bzw. ungenügend geimpften und/oder gestressten Junghunden (Suter und Hartmann 2006). Bei den Wildtieren sowie Nerzen und Frettchen verläuft die Seuche in der Regel tödlich.
In den letzten Jahren sind in unseren Nachbarländern wieder ver- mehrt Staupefälle aufgetreten. Als Ursachen werden eine gewisse Impfmüdigkeit der Besitzer als auch ein zunehmender Import von Hunden ohne ausreichenden Impfschutz vermutet (Suter und Hartmann 2006).
Auch in der Wildtierpopulation treten vermehrt Fälle von Staupe auf.
Gerade Fuchs, Marder und der Waschbär werden als sogenannte Erregerreservoire des Staupevirus angesehen. Bedingt durch das reichhaltige Nahrungsangebot, fehlenden Jagddruck und der schnellen Lern- und Anpassungsfähigkeit trifft man sie immer häu- figer in der Nähe menschlicher Siedlungen an. So können sich nicht impfgeschützte Hunde nicht nur durch andere Hunde, son- dern auch durch Wildtiere in ihrer näheren Umgebung oder auch beim Waldspaziergang infizieren.
Eine Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen und kann bei einem milden Verlauf erfolgreich sein. Es bleibt aber immer das Risiko permanenter Schädigungen wie Zahnschmelzdefekte, Bewegungsstörungen (Ataxie oder Hypermetrie) beim ner- vösen Verlauf, Hyperkeratosen von Nase und Pfoten sowie Gehirnentzündungen beim chronischen Verlauf.
Impfungen sind die wichtigste Prophylaxe, gerade weil die Erkrankung in den letzten Jahren wieder vermehrt aufgetreten ist.
Da seit diesem Jahr auch in Luxemburg die Staupe bei Füchsen nachgewiesen wurde besteht eine akute Gefahr durch das auch in Wildtieren vorkommende Staupevirus vor allem für jagdlich ge- führte, aber auch häufig freilaufende Hunde, so dass eine prophy- laktische Staupeimpfung dringendst empfohlen wird, um einen bestmöglichen Schutz zu erreichen.
Die meisten Hunde in Luxemburg werden regelmässig geimpft. Dennoch empfehlen wir Ihnen Ihren behandelnden Tierarzt zu kontaktieren um dies mit Ihm zu kontrollieren und das bestmög- liche Impfschema für Ihren Hund festzulegen.
Dr MG
Quellen: Merck Veterinary Manual, MSD-Tierfgesundheit, Wikipedia-DE)